Jörg Katerndahl, Kunsthistoriker, Kurator der Ausstellung

 
katerndahl@t-online.de  
 
»BILDRÄUME. Zwischen Kunsttradition und Alltagserfahrung. Ausstellung des Kunstvereins Villa Streccius Landau e.V.
1. Juni - 7. Juli 2002«
 
   

Zwölf Absolventen und Studierende der Malerei-Klasse von Prof. Dieter Krieg an der Kunstakademie Düsseldorf sowie sechs weitere, mit anderen Medien arbeitende KünstlerInnen werden das vor allem von der Romantik entwickelte Verhältnis von Bild und Raum für die Gegenwart neu hinterfragen. Der Traditionsbruch zwischen Natur und Geist, Landschaft und Architektur, Außen und Innen wurde als romantische Grunderfahrung zum Nullpunkt der Entwicklung des modernen künstlerischen Bewusstseins.

Die Landauer Galerie Villa Streccius als "romantisch imaginierter Ort" ist das nach städtebaulicher Position und Architekturstil bedeutendste historistische Bürgerpalais der Stadt und formt die Koordinaten für ein Spektrum künstlerisch höchst differenzierter Raumerfahrungen. Traditionselemente von Malerei, Zeichnung und Plastik können zitiert, transformiert, destruiert oder zu neuen ästhetischen Komplexen geordnet werden. Ursprünglich romantische Tendenzen wie Fragmentarisierung oder Perspektiveverschiebung wandeln sich durch mediale Instrumentalisierungen zu einem neuen Fokus unserer Gesellschaft.

Die Teilnehmer der Klasse Krieg (Yesim Akdeniz, Christiane Backes, Katja Gärtner, Ann-Kristin Hamm, Simon Hemmer, Volker Hermes, Robert Klümpen, Helga Krugel, Simone Lucas, Alias Thoma, Sebastian von Zons) reflektieren mit ihren großformatigen Tafelbildern die Bruchlinien malerischer Tradition. Die Krieg-Absolventin Andrea Bender (Düsseldorf) wird mit ihrer Raumausmalung trotz Analogien zur Raumstruktur einen malerischen Gegenpol zu den historisch komponierten Bildinszenierungen des 19. Jahrhunderts schaffen.

Sophie Casado (Landau) hebelt mit ihren filigran schwebenden Rattan-Objekten und dem Spiel von Licht und Schatten die Sicherheit festgeformter Raumstruktur aus.

Hans Greinert (Biedesheim/Pfalz) beschreitet mit seinen irisfarbigen Ringobjekten den Weg zu einem coloristischen mehrdimensionalen Projektionsraum, der die Fähigkeit allgemeiner und farbpsychologischer Wahrnehmung herausfordert.

Die Studenten der Karlsruher Hochschule für Gestaltung Eno Henze und Andreas Lorenschat stellen mit ihren Videoarbeiten alltägliche Seherfahrungen in neue mediale Kontexte.

Joachim Hirling (Karlsruhe) kreiert mit seinen hängenden, kalligraphisch beschriebenen Papierelementen einen geistigen metamorphen "Bildraum", der mit seinen intellektuellen Verknüpfungen zur östlichen Philosophie auch Grundgedanken der Romantik aufgreift.

Helle Jetzig (Osnabrück) hebt mit seinen großformatigen übermalten Fotografien von New Yorker Straßenschluchten die Realitätsebenen und romantischen Geborgenheitsmetaphern in ästhetisch irrealen Bildräumen auf.

 
       
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