Betty Beier
bettybeier@web.de

Pressetext zur Ausstellung "BagArt":

 
   
 
»BagArt«  
   
Kunstwerke, die alle in eine Tasche passen  
   

Ausstellung "BagArt" in der Produzentengalerie Südwestdeutschland in der Alten Stanzerei Edesheim

Nein, die am Wochenende angelaufene Ausstellung in der Produzentengalerie Südwestdeutschland ist nicht die pfälzische Version der Frankfurter Schirn. Dort sind derzeit vergoldete Einkaufswagen zu sehen, von Edel-Labels zur Verfügung gestellte Schaufensterpuppen, die jetzt "Mannequins" heißen, und eine Rekonstruktion der New Yorker "The american supermarket"-Ausstellung von 1964. Andy Warhols Suppen als Symbol der modernen Konsumgesellschaft. Was das mit der "BagArt"-Ausstellung in der Alten Stanzerei in Edesheim zu tun hat? Nun, zumindest soviel: man hat sich inspirieren lassen von dem "Shopping"-Event in Frankfurt.

"Man", das sind neben Betty Beier zehn andere Künstler, die vor allem der Kontext der Exponate fasziniert hat, der Zusammenhang zwischen Konsumkultur und moderner Kunst. Anklänge einer Supermarktatmosphäre aus natürlich 100 Prozent Baumwolle sind beabsichtigt, aber nicht nur in unmittelbarem Sinn gemeint: die bedruckten Einkaufstaschen am Eingang bekommen neue Kunst-Eigentümer zwar kostenlos dazu, aber "BagArt" thematisiert auch die Metapher der Tasche als eigenes Kunst-Objekt, als nicht nur Mittel zum Zweck. Die "Taschen voller Kunst" (Untertitel) und ihre Macher distanzieren sich - trotz aller Anspielungen auf den Supermarkt - von Fast-Food-Dekadenz und penetranter Endlos-Schleife-Werbung.

Die Wie-gelangt-meine-Kunst-an-den-Käufer-Frage haben die elf Künstler so beantwortet: kein Exponat ist größer als die jeweiligen Taschen. Das Konzept: Trag- und bezahlbare Kunst. Objekte, die weder Massencharakter noch Alles-muss-raus-Status besitzen, sind gleichzeitig Angebot und Kommentar zu einer von "manipulierenden Verkaufsstrategien gesteuerten Konsumhaltung", wie es in der Info zur Ausstellung heißt.

Höchst unterschiedlich ausgefallen sind sie, diese Kommen-tare, aber die Message vereint die Obstverpackungs-Collagen von Kathrin Leopolder mit der farbintensiven 3-D-Acrylserie von Günther Deege und den von Konstantin Voit auf Leinwand gesprayten, remixten Werbe-Emblemen, die aus der Klosterfrau Melissengeist einen Mann und aus dem Kodak-K eine Reihe aus Sonne, Wolke, Haus und Blume machen. Unisono in der Aussage sind auch die fliesenhaft arrangierten Fotos von Andrea Eßwein und die neun mal 30 auf 30 von Wolfgang Fritz sowie die Collagen von M. Naoko Okamoto (mit Schmetterling) und die Kleiner-Prinz-Impressionen von Anabela Martins.

Zum Schmunzeln und Stöbern die Motto-Bücher von Georg Raab, der auf den Fotos in Worten das wiederholt, was auf den Bildern zu sehen ist. Die Schwarz-Weiß-Fotoserie von Martin Blume dagegen läßt dem potenziellen Käufer mehr Raum für Interpretationen und Reflexionen, ebenso wie die Exponate von Joachim Hirling: künstlerisch realisierte Erinnerungen an Farbspiele bei geschlossenen Augen.

Im Angebot des Weiteren die Arbeiten von Betty Beier, deren Arbeitstitel "Die konservierte Landschaft" ebenso spannend ist wie die Exponate selber. Auf der Großbaustelle eines Staudammprojektes in China hat sie Abdrücke von Landschaften gemacht und dabei die Zeit angehalten. (va)

Info

"Die Taschen voller Kunst" sind bis 15. Dezember samstags von 14 bis 20 und sonntags von 14 bis 18 Uhr in der Alten Stanzerei in Edesheim zu sehen. "BagArt" in der Produzentengalerie Südwestdeutschland, Weißkreuzgasse 9, Edesheim, gibt es auch nach telefonischer Vereinbarung unter 06323 987459.

 
       
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